Im malaysischen Borneo eskaliert ein Umweltkonflikt: Indigene Gemeinschaften blockieren Zufahrten und kämpfen gegen massive Abholzungen für Palmölplantagen. Der Streit um den Ulu-Belaga-Wald erreicht nun internationale Aufmerksamkeit.
Rodungen in Long Urun
Im Herzen des Bundesstaates Sarawak, am Oberlauf des Belaga-Flusses, dokumentieren Satellitendaten und Drohnenaufnahmen von Global Forest Watch seit Ende 2024 fortschreitende Abholzungen. Betroffen sind Flächen rund um das Dorf Long Urun – teils Sekundärwald, teils neu angelegte Palmölplantagen.
Widerstand der Penan und Kenyah
Ende 2024 errichteten Penan- und Kenyah-Gemeinschaften Blockaden an Plantagenzufahrten, um die Rodungen zu stoppen. Die Aktionen brachten landesweite Aufmerksamkeit, führten jedoch auch zu Repression: Mehrere Dorfbewohner berichten von Festnahmen und dem Druck, Dokumente zu unterzeichnen, die künftige Verhaftungen erleichtern könnten.
Offizielle Beschwerde gegen Plantagenbetreiber
Im Mai 2025 reichten Vertreter der betroffenen Gemeinschaften eine formale Beschwerde beim nationalen Nachhaltigkeitsstandard MSPO (Malaysian Sustainable Palm Oil) ein. Sie werfen der Firma Urun Plantations Sdn. Bhd. vor, ohne freie, vorherige und informierte Zustimmung (FPIC) auf angestammten Flächen zu arbeiten und Umweltauflagen zu verletzen. Das Unternehmen weist alle Vorwürfe zurück.
Politischer Kontext und Kritik
Die malaysische Regierung versprach bereits 2018, neue Entwaldung für Palmöl zu stoppen. Kritiker bemängeln jedoch, dass offizielle Statistiken oft auch Plantagen als „Wald“ deklarieren und so die tatsächliche Abholzung verschleiern. NGO-Schätzungen sprechen im Gebiet Long Urun von mehreren tausend Hektar Waldverlust – Aktivisten setzen dies mit über 14.000 Fussballfeldern gleich, eine Zahl, die noch nicht unabhängig verifiziert wurde.
Internationale Dimension
Der Fall hat Potenzial, auch juristisch und politisch brisant zu werden: Neben dem MSPO-Verfahren könnten internationale Lieferkettenregelungen, wie die EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Produkten, den Druck auf Malaysia erhöhen. Der Konflikt zeigt das Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, Umweltschutz und indigenen Landrechten.